Uran erlebt eine Zeitenwende: Land um Land beschließt den Ausbau der Kernenergie. Die Nachfrage stößt auf ein begrenztes Angebot – schließlich war das Interesse an dem Energierohstoff lange gering und Minen stillgelegt. Der Ukrainekrieg und die CO2-Ziele ändern den Markt jedoch grundlegend. Anleger können daran mit Uran-Aktien partizipieren.
Weltweiter Trend zum Ausbau der Kernenergie
In Deutschland gilt die Kernkraft vielen als Auslaufmodell. Tatsächlich steht der deutschsprachige Raum der Technologie ablehnend gegenüber. Hierzulande werden die letzten Kraftwerke im April abgeschaltet, in Österreich gibt es kein einziges AKW. Die Schweiz plant langfristig den Ausstieg.
Weltweit traf diese Einschätzung nie zu: Ende 2021 befanden sich rund 50 Atomkraftwerke im Bau. Und diese Zahl wird in den kommenden Jahren deutlich steigen.
Belgien verabschiedete sich vom für 2025 vorgesehenen Ausstieg und verlängert die Laufzeit seiner Meiler. Polen – bislang zu 80 % von der Kohle abhängig – plant einen großangelegten Einstieg. Großbritannien will acht neue AKWs bauen, Schweden den Bestand ebenfalls ausbauen. In Frankreich wurde die Technologie ohnehin zur Chefsache erklärt.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) betont die Bedeutung der Kernkraft für das Erreichen von C02-Reduktionszielen. 2018 seien 10 % des weltweiten Stroms mit Kernkraft produziert worden. Diese könne als einsatzbereite kohlenstoffarme Stromquelle eine Schlüsselrolle auf dem Weg in eine saubere Energiezukunft spielen.
Die Nachfrage nach Uran dürfte in den kommenden Jahren deutlich steigen. Gleichzeitig ist das Angebot eingeschränkt, weil viele Abbaustätten aufgrund der jahrelang niedrigen Preise stillgelegt wurden. Nun steigen die Preise wieder – um fast 170 % in den letzten sechs Jahren. Doch das Ende der Fahnenstange muss noch lange nicht erreicht sein.
Uran Superzyklus 2003-2007: 1800 % Gewinn
Wie stark die Uranpreise steigen können, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Hier lassen sich mehrere ausgeprägte Bullenmärkte ausmachen. So stieg der Uranpreis in der Zeit von Januar 1973 bis Mai 1978 um 629 %. Die Entwicklung war auf den raschen Ausbau der Kernenergie nach dem Ölembargo zurückzuführen.
Zu einem abermaligen Boom kam es im Rahmen des Rohstoff-Superzyklus kurz nach der Jahrtausendwende. Von Dezember 2000 bis Juni 2007 stieg der Uranpreis um 1801 %.
Aktuell befinden wir uns möglicherweise in der frühen Phase einer dritten Hausse. Von November 2016 bis zum Dezember 2022 legte der Preis für Uran um bislang relativ bescheidene 168 % zu. Ähnlich wie in den 1970er Jahren versuchen viele Staaten weltweit, ihre Abhängigkeit von Öl und Gas und den zugehörigen Lieferanten zu reduzieren.
Diese Uran Aktien könnten vom neuen Boom profitieren
Welche Uran-Aktien könnten von einem Boom profitieren? Anleger können in die großen Akteure am Markt investieren. Diese sind durch ihre Portfolios mittelfristig zu einer Produktionsausweitung in der Lage. Dasselbe gilt langfristig auch für Explorer, die Projekte in einer Frühphase entwickeln. Hier sind die Risiken größer. Eine Alternative zum Kauf von Uran Aktien besteht im Kauf von Wertpapieren mit direktem Bezug zu physischem Uran. Hier gibt es keine operativen Risiken, aber auch keine Hebelwirkung.
Cameco: Das Schwergewicht mit viel Rückenwind
Das kanadische Unternehmen Cameco (WKN: 882017, ISIN: CA13321L1085) entstand 1988 durch die Fusion der Eldorado Mining and Refining Limited und der Saskatchewan Mining Development Corporation (SMDC). Cameco ist einer der weltweit größten Produzenten von Uran nach den beiden nicht börsennotierten Kazatomprom (Kasachstan) und Orano (ex-Ariva, Frankreich).
Die Minen des Unternehmens befinden sich in Kanada, Kasachstan und den USA und enthalten Schätzungen zufolge ca. 464 Mio. Pfund an nachgewiesenen und wahrscheinlichen Mineralreserven. Über den Uranabbau hinaus ist Cameco als Dienstleister für Kernkraftwerksbetreiber und in der Weiterverarbeitung von Uran aktiv. Die lizenzierte Kapazität erlaubt die Produktion von mehr als 30 Millionen Pfund pro Jahr.
Infolge der gesunkenen Uranpreise litten auch Produktion und Aktienkurs. Mehrere Minen wurden zeitweise geschlossen, der Kurs sank zwischenzeitlich auf kaum mehr als 5 EUR. Mit den wieder anziehenden Preisen für Uran verbesserten sich jedoch auch die Ergebnisse – und der Aktienkurs verfünffachte sich. Für die kommenden Jahre sind steigende Dividenden und Gewinne prognostiziert.
Sprott Physical Uranium Trust: Der „Uran ETF“
Auch Direktinvestments in physisches Uran sind möglich – z.B. über den Sprott Physical Uranium Trust (WKN: A3CU5R, ISIN: CA85210A1049). Das Unternehmen bietet Anlageprodukte auf Gold, Silber und weitere Metalle an. Auch Uran gehört zum Angebot.
Zuvor wurde ein physisches Uranprodukt durch Uranium Participation angeboten, das jedoch 2021 durch die Investmentfirma des bekannten Rohstoffinvestors Eric Sprott übernommen wurde – was von vielen in der Branche als starkes Indiz für das Potenzial des Segments gewertet wird.
Das Anlagevermögen des Unternehmens besteht ausschließlich aus physischem Uran und Barmitteln. Das physische Uran wird als U3O8 gehalten. Die Anteile werden unter anderem an der Toronto Stock Exchange gehandelt. Gelagert wird das Uran bei Cameco, Orano und ConverDyn. Ende Januar 2023 befanden sich knapp 60 Millionen GBP Uran im Portfolio.
Der Sprott Physical Uranium Trust partizipiert sehr direkt an steigenden Uranpreisen, ohne dass Anleger Betriebsrisiken im Zusammenhang mit dem Uranbergbau tragen müssen. Aktuell notiert der Preis eines Anteils bei knapp 13 USD – das hoch lag bei 16,65 USD.
Skyharbour Resources: Der Explorer im Zentrum des Uran Hotspots
Die zukünftig steigende Nachfrage nach Uran muss durch neues Angebot gedeckt werden. Nach diesem Angebot sucht der kanadische Explorer Skyharbour Resources Ltd. (TSXV: SYH, WKN: A2AJ7J, ISIN: CA8308166096) in seinem umfangreichen Portfolio aus Uran- und Thorium-Projekten im kanadischen Athabasca Becken.
Durch den Standort Kanada erfüllt Skyharbour Ressources ein für viele Regierungen und Kraftwerksbetreiber wichtiges Kriterium: Eine sichere Lieferkette. Die Projekte liegen in einem einschlägigen Gebiet, dass für qualitativ hochwertige Funde bekannt ist.
So wurden auf dem Uranprojekt Moore (das gut 35.000 ha umfasst und sich 39 km nördlich der McArthur River Mine von Cameco befindet) Erkundungsbohrungen durchgeführt. Dabei wurde eine hochgradige Uranmineralisation festgestellt. Berichtet wurde unter anderem über:
- 20,8% U3O8 über 1,5 m bei einer Tiefe von 264 m (Bohrloch ML-199)
- 9,12% U3O8 über 1,4 m bei einer Tiefe von 278 m (Bohrloch ML-202)
- 5,29% U3O8 über 2,5 m bei einer Tiefe von 279 m (Bohrloch ML-200)
Ein weiteres Projekt des Unternehmens ist Russell Lake (gut 73.000 ha), das zwischen den Key Lake und McArthur River Projekten von Cameco liegt und derzeit Rio Tinto gehört. Skyharbour Ressources kann über Optionen anfänglich 51 % und später bis zu 100 % des Projekts von dem Bergbauriesen erwerben.
Energy Fuels: Der Wachstumswert aus den USA
Energy Fuels (WKN: A1W757, ISIN: CA2926717083) ist ein Uranbergbauunternehmen aus den USA und bezeichnet sich selbst als führenden US-Produzenten von Uran und Vanadium sowie als aufstrebenden Produzenten von Seltenen Erden.
Das Portfolio umfasst Produktionskapazitäten, lizenzierte Minen und Verarbeitungsanlagen sowie unterirdische Uranressourcen. Im Dezember 2022 kündigte das Unternehmen an, Uran im Wert von 18,5 Mio. USD an die US-Regierung für die Errichtung einer strategischen Uranreserve zu verkaufen.
In den letzten Jahren waren Umsatz- und Gewinnentwicklung noch verhalten. Das könnte sich bei steigenden Uranpreisen allerdings rasch ändern – und damit rechnen offensichtlich auch die Marktteilnehmer. Der Aktienkurs jedenfalls hat sich seit 2020 mehr als verfünffacht.
Paladin Energy: Kursrakete in gespannter Stagnation
Die Aktie von Paladin Energy (WKN: 890889, ISIN: AU000000PDN8) hat in den vergangenen Jahren um mehr als 1100 % zugelegt. Das zweitgrößte australische Uranbergbauunternehmen betreibt als Herzstück des Portfolios die Mine „Langer Heinrich“ in Namibia.
Der dort verfolgte Neustartplan sieht eine 17-jährige Projektlebensdauer mit einer Spitzenproduktion von bis zu 6 Mlb U3O8 pro Jahr für die 7 Jahre des Abbaus vor. Paladin Energy ist mit 75 % an der namibianischen Mine beteiligt.
Langfristig ermöglicht die Mine noch mehr: Auf bis zu 76 Millionen Pfund wird das Produktionspotenzial geschätzt. 2018 führte Paladin Energy die Mine in den Wartungsmodus über und reagierte damit auf die damals niedrigen Uranpreise.
Nun, in einem veränderten Marktumfeld steht der Neustart der Mine bevor. Nach einem enormen Kursanstieg befindet sich die Aktie seit mehreren Jahren in einem volatilen Seitwärtstrend.
Uranium Energy: Nischenanbieter mit cleverem Management
Uranium Energy (WKN: A0JDRR, ISIN: US9168961038) bezeichnet sich selbst als Amerikas führendes und am schnellsten wachsendes Uranbergbauunternehmen mit NYSE Listing. Der Fokus liegt auf kostengünstigen, umweltfreundlichen In-Situ-Recovery (ISR)-Bergbau-Uranprojekten.
Zum Portfolio gehören zwei produktionsbereite ISR-Hub-and-Spoke-Plattformen in Südtexas und Wyoming sowie vollständig lizenzierte und betriebsbereite Verarbeitungskapazitäten in den Werken Hobson und Irigaray.
Darüber hinaus verfügt Uranium Energy über sieben weitere US-ISR-Uranprojekte, diverse Uranprojekte in der Ressourcenphase in Arizona, Colorado, New Mexico und Paraguay und eines der größten physischen Uranportfolios in den USA. Dieses wurde durch den Kauf von 5 Mio. Pfund Uran vor dem Preisanstieg aufgebaut und bescherte dem Unternehmen signifikante Buchgewinne.
Nicht zuletzt gehört eine Beteiligung an der Uranium Royalty Corp (der einzigen Lizenzgebührengesellschaft des Sektors) zu den Assets.
Uranium Energy erwirbt Explorationsdatenbanken und nutzt diese zur Generierung von Akquisitionszielen.
Fazit
Uran ist in Deutschland fast schon verpönt, könnte sich aber global zu einem der wichtigsten Energierohstoffe der nächsten Jahrzehnte entwickeln. Wer von diesem Megatrend profitieren möchte, kann Uran Aktien wie Cameco, Energy Fuels oder Skyharbour Resources kaufen – oder sich direkt an physischem Uran beteiligen. Vor allem bei den kleineren Explorern gibt es natürlich diverse Risiken – dafür im Fall einer günstigen Entwicklung aber auch eine stärkere Hebelwirkung.
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